In der 6. Sitzung des Untersuchungsausschusses zur Corona-Pandemie im Sächsischen Landtag wurden gestern erneut gravierende Defizite deutlich. Sowohl Prof. Dr. Markus Scholz (Universität Leipzig) als auch Dr. Sebastian Ulbert (Fraunhofer-Institut Leipzig) machten klar: Zahlreiche politische Entscheidungen in Sachsen stützten sich auf unvollständige oder gar fehlerhafte Datengrundlagen.

„Die Staatsregierung hat während der Pandemie Modelle und Prognosen herangezogen, ohne dass dafür alle notwendigen Daten zur Verfügung standen“, kritisiert Ines Biebrach, Obfrau der BSW-Fraktion im Untersuchungsausschuss. „Damit wurden weitreichende Maßnahmen legitimiert, deren wissenschaftliche Basis brüchig war.“

So fehlten etwa verlässliche Daten zur tatsächlichen Hospitalisierungslage, zu Krankheitsverläufen und zu Risikofaktoren jenseits des Alters. Modelle mussten auf Annahmen anderer Länder zurückgreifen, die sich aber nicht ohne Weiteres auf Sachsen übertragen ließen. Auch die Qualität der staatlich bereitgestellten Meldedaten war nach Einschätzung der Experten oft unzureichend.

„Es ist erschreckend, dass die Staatsregierung Entscheidungen wie Schulschließungen oder pauschale Lockdowns traf, ohne eine belastbare Evidenz über deren Wirksamkeit zu besitzen“, so Hentschel-Thöricht weiter. „Wir fordern endlich eine ehrliche Aufarbeitung – auch mit Blick auf künftige Krisen. Daten müssen kontinuierlich, transparent und unabhängig erhoben werden. Sonst laufen wir Gefahr, Fehler der Vergangenheit zu wiederholen“, ergänzt Jens Hentschel-Thöricht, ebenfalls Mitglied der BSW-Fraktion im Corona Untersuchungsausschuss.

Die BSW-Fraktion wird die weitere Aufklärung im Untersuchungsausschuss konsequent vorantreiben und setzt sich für eine unabhängige wissenschaftliche Datenerhebung und -bewertung ein – frei von politischer Einflussnahme.